Lenggries – Brauneck

Es war mal wieder ein schöner Sonntag im August. Die große Hitze des Sommers hatte sich fürs erste verabschiedet und ich hatte mal wieder das der-Berg-ruft-Gefühl. Stellte sich nur mal wieder das Problem wie hin kommen. Ich bin nicht der Typ, der am Sonntag morgens um 6 aufsteht, nur um vor der Masse in die Berge zu fahren. Im August sind aber die Autobahnen Richtung Süden spätestens ab 8 Uhr verstopft. Also suche ich nach einem Ziel, das man ohne Autobahn erreichen kann, und so entscheide ich mich für Lenggries. Das ist über die Bundesstraße bequem in ca. 1,5 Stunden zu erreichen. Der Ort ist eigentlich bekannt für sein Skigebiet, hat aber auch im Sommer einiges zu bieten.
Lenggries, Ski Resort im Winter, Wanderparadies im Sommer
Am Fuß der Brauneckbahn gibt es einen großen Parkplatz. Von hier aus will ich los wandern. Der kürzeste Weg auf den Gipfel führt über die Garland Alm. Da ich aber eine längere Tour plane entscheide ich mich für einen anderen Weg, nämlich den über Wegscheid. Dazu muss ich zunächst eine größere Strecke eben durch das Tal gehen.
Gemütliches Warmlaufen zum Anfang
Am Himmel sieht man die ersten Gleitschirmflieger, die am Brauneck einen idealen Absprungspunkt haben. Entlang des Weges sehe ich so richtig typische Bauernhöfe mit tollen Geranien und Lüftmalereien. Bilderbuchbayern sozusagen. Der Weg führt aber auch vorbei an den Talstationen verschiedener Skilifte. Am Draxlhang beginnt dann der Aufstieg zum Brauneck. Bis hierhin war ich schon fast eine Stunde unterwegs. Der Weg führt zunächst über eine Schotterpiste, die im Winter von den Pistenraupen genutzt wird. Es geht relativ steil, weil ziemlich gerade nach oben.
Schweißtreibender Aufstieg
Schon bald gibt es dann aber einen Pfad, der neben der Schotterpiste durch den schattigen Wald führt. Am Milchhäusl habe ich dann einen ersten Blick auf Lenggries, das Isartal und die Berge Richtung Osten. Zeit für eine erste kleine Verschnaufpause.
Weiter geht es auf einer Forststraße, die sehr sonnig ist und mir wird es ziemlich schnell sehr warm. Aber das gehört ja auch dazu und ich tröste mich damit, dass ich so ja viele Kalorien verbrenne. Ich überhole eine Familie mit 3 Kindern zwischen 5 und 10 Jahren. Die beiden älteren sind nicht so begeistert bei der Sache, aber die Eltern locken mit den Leckereien, die ja an der nächsten Hütte als Belohnung warten.
Nach einer weiteren Stunde erreiche ich dann ein Hochtal, die sogenannte Kotalm. Der Name hat jetzt nicht unbedingt mit den Dingen zu tun, an die man hier spontan denkt. Er kommt aus dem altbayrischen und bezieht sich auf das Wort „Koad“, was fruchtbarer Boden bedeutet.
Unter https://www.facebook.com/pages/Kotalm-Reichart-Stefan/1622789868006033?sk=photos könnt Ihr mehr über das Gasthaus erfahren. Es ist im Juli 2015 neu eröffnet worden. Ich setze mich auf die Terrasse und gönne mir ein alkoholfreies Weißbier. Das Essen, das serviert wird, sieht sehr lecker aus und die Bedienung ist super freundlich. Wenn Ihr am Brauneck unterwegs seid, solltet Ihr hier vorbei schauen.
Nach einer ca. 1/2 stündigen Pause mache ich mich wieder auf den Weg. Ich habe ja noch ein Stück zu laufen bis zum Gipfel. Vor mir liegt noch ein kurzer, aber steiler Aufstieg. Viel blüht ja nicht mehr so spät im Jahr, aber bei genauerem Hinschauen entdecke ich viele Silberdisteln. Da die keinen langen Stiel haben, fallen Sie nicht sofort auf.
Die erste Etappe ist geschafft
So erreiche ich einen ersten Grat, der einerseits tolle Ausblicke über die Landschaft der bayrischen Voralpen und das Isartal bietet, andererseits aber auch Richtung Süden in die Berge.
Da ich, wie gesagt in einem Skigebiet unterwegs bin, gibt es hier eine Hütte an der anderen und man muss hier oben nicht verhungern oder verdursten. Mein Wanderführer empfiehlt die Florianshütte und die leckeren Schnitzel, die es dort gibt. Also steige ich wieder ein paar Höhenmeter nach unten. So ein Schnitzel wär jetzt genau nach meinem Geschmack. Aber zu meiner Enttäuschung, gibt es heute keine. Da ich aber großen Hunger habe entscheide ich mich für den Pressack.
Er schmeckt super lecker. Hier ist Selbstbedienung und man kann dem Koch beim Anrichten der Speisen in der offenen Küche zuschauen. Alles ist blitzsauber und auch hier sind die Leute sehr nett, aber irgendwie bereue ich, dass ich nicht an der Kotalm schon gegessen habe. Hier in der Florianshütte ist es sehr schön und der Ausblick ist beeindruckender, aber warum auch immer, mir hat die Kotalm einfach besser gefallen.
Nach dem Essen mache ich mich dann wieder auf den Weg zum Gipfel. Hier oben sind die Pfade wieder schmaler und man trifft auch wieder auf mehr Menschen. Viele fahren mit der Bahn zum Brauneck und wandern auf einem der Höhenwege.
Am Gipfel tobt dann wirklich das Leben. Viele Menschen mit großen Rucksäcken. Bei näherem Hinsehen stelle ich fest, sind das Gleitschirme. Der Platz hier oben ist wirklich ideal als Absprungsort. Ich schau eine Weile zu und verspüre die Lust da mal mit zu fliegen. Es ist gerade mal 15 Uhr und ich überlege mir, ob ich hier oben noch ein wenig laufe, oder aber statt wie geplant mit der Bahn ins Tal zu fahren doch laufe. Bei einer Holunderschorle und einem Stück Apfelstrudel im Brauneckgipfelhaus entscheide ich mich für letzteres.
Warum ich froh bin, nicht den kürzesten Weg nach oben genommen zu haben
Also mache ich mich wieder auf den Weg. Der Abstieg über die Garland Alm ist sehr steil und führt schon bald über eine sehr gut präparierte Schotterstraße. Zuvor mache ich aber noch ein paar interessante Entdeckungen. An der Bahnstation stehen dies beiden Lamas.
Die Vermutung liegt nahe, dass sie Wanderern als Lasttiere dienen. Damit fällt man bestimmt auf. Kurze Zeit später entdecke ich dann noch ein paar Blumen am Wegesrand.
Ich muss schon zugeben, dass mich die Natur immer wieder fasziniert. Diese schönen Blumen, die der Natur hier oben trotzen. Faszinierend.
Die Schotterpiste führt mich zunächst zur Garland Alm, wo man einen Stausee gebaut hat. Das Wasser dieses Sees wird im Winter für die Beschneiung der Pisten genutzt.
Schaut eigentlich sehr idyllisch aus, aber ich frage mich,ob man wirklich so stark in die Natur eingreifen muss. Ich fahre ja ganz gern Ski, aber müssen wir Menschen immer unseren Spaß über die Naturgesetze stellen?
Der Weg führt ziemlich gerade und steil ins Tal. Schon bald bereue ich meinen Entschluss diese Strecke zu nehmen. Trotz gutem Profil an meinen Schuhen komme ich immer wieder ins Rutschen und das Laufen wird sehr anstrengend. Über mir habe ich blauen Himmel ohne Wolken, aber trotzdem fängt es plötzlich leicht zu regnen an. Komisch. Aber am Gipfel habe ich einen der Gleitschirmflieger sagen hören, dass er davon ausgeht, dass es bald regnen wird. Im Moment ist der leichte Regen aber eher erfrischend als störend.
Endlich komme ich an eine Abzweigung und der Pfad geht zwar immer noch steil und ziemlich gerade weiter, aber nicht mehr auf dem rutschigen Schotter. Noch einmal komme ich an einer Hütte vorbei, aber diese hier ist verlassen und dem Zerfall überlassen. Offensichtlich ist sie aber ein beliebter Treffpunkt. Es liegt ganz schön viel Müll hier.
Ein letzter Blick auf das Isartal und dann noch diese roten Beeren, die aber sehr giftig sind. Und wieder habe ich einen tollen Tag in den Bergen verbracht. Im Tal angekommen gehe ich noch einmal was trinken und blicke auf den Berg. Dort bilden sich inzwischen dunkle und bedrohliche Gewitterwolken. Diese werden mich bis nach München verfolgen, wo es dann kurz nach meiner Rückkehr ein heftiges Unwetter gibt.
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