Halserspitz – Aussichtsgipfel in den Blaubergen

Ziemlich genau zwischen dem Tegernsee und dem Achensee liegt dieser wenig besuchte Gipfel in den Blaubergen. Es gibt drei Wege auf den Gipfel, die sehr unterschiedlich sind in den Ansprüchen, die sie an euch stellen. Meistens wird man euch den Weg über die Wolfsschlucht empfehlen. Das ist der landschaftlich reizvollste Weg, aber da ihr am Ende der Schlucht einen schweren Aufstieg habt, auch der, der am meisten Kondition verlangt. Der zweite Weg führt von Siebenhütten nach oben. Auf diesem Weg habt ihr das schwierigste Stück auf den letzten Metern zum Gipfel. Der einfachste Weg führt von der Schwaigeralm durch die lange Au über einen kurzen steilen Steig auf den Berg. Oben habt ihr dann die Wahl, ob ihr den kürzeren aber schwereren Weg zum Gipfel geht oder gemütlicher über die Bayrische Wildalm aufsteigt. Belohnt werdet ihr auf alle Fälle mit einer Traumaussicht.

- Höhenmeter: 1130
- Länge: ca. 16 Kilometer
- Dauer: 7,5 Stunden
Nachdem man nach dem Lockdown im Frühjahr endlich wieder raus durfte und die Berge wieder erreichbar waren, nutzte ich den ersten Tag mit schönem Wetter um mal wieder Bergluft zu schnuppern. Also ging ich mit meiner Maske im Gepäck zum Bahnhof und bin nach Tegernsee gefahren. Von dort ging es dann weiter mit dem Bus zum Wanderparkplatz in Wildbad Kreuth. Die Anreise dauerte zwei Stunden. Am morgen auf der Hinfahrt waren Zug und Bus auch angenehm leer und man konnte die Abstandsregeln noch einigermaßen gut einhalten. Auf dem Rückweg am Abend war es dann anders und sowohl Bus als auch Zug waren überfüllt. Das war dann der Punkt, an dem ich beschloss in nächster Zeit doch lieber mit dem Auto in die Berge zu fahren. Gesundheit geht dann doch vor Umweltschutz.
Bei meinem ersten Versuch den Gipfel zu besteigen landete ich irgendwann im dichten Gestrüpp an einer Felswand, da die Markierungen nicht mehr eindeutig waren und ich den Pfad nicht mehr gefunden habe. Bei dieser Tour bin ich über die lange Au aufgestiegen. 10 Tage später startete ich den zweiten Versuch und bin dann über Siebenhütten gegangen. Von dort war der Weg problemlos zu finden. In diesem Beitrag kombiniere ich nun die beiden Touren und schreibe über den Aufstieg über Siebenhütten und meinen ersten Versuch über die Lange Au als Abstieg, den ich bei der zweiten Tour auch so gemacht habe. Wenn ihr wissen wollt, wie der Aufstieg über die Wolfsschlucht verläuft, könnt ihr das hier lesen.






Es ist noch früh am Morgen, als ich am Wanderparkplatz in Wildbad Kreuth ankomme. Seit meinem letzten Besuch wurde hier ein Toilettenhäuschen aufgebaut. Das ist auch noch sehr sauber. Dafür zahle ich dann gerne auch die Parkgebühr. Obwohl ich an einem Wochentag hier bin, füllt sich der Parkplatz recht schnell. Ich hatte ja drauf gehofft, dass nur wenige Wanderer unterwegs sind. Aber Abstand halten geht noch ganz gut. Also beginne ich meine Tour und folge dem Wanderweg Richtung Siebenhütten. Etwa auf Höhe der Fischzucht habt ihr die Wahl zwischen einer festen Schotterpiste, oder aber einem Fußweg, der näher an der Weißach lang führt. Die Gumpen seht ihr nur, wenn ihr auf Pfad weiter geht.




Nach etwa einer halben Stunde erreiche ich die Siebenhütten. Ursprünglich gab es hier sieben Almhütten und zu Hochzeiten bis zu 500 Ziegen. Heute sind noch drei Hütten übrig. Eine davon ist bewirtschaftet. Aber nachdem ich bis hierher nur einen gemütlichen Spaziergang gemacht habe, muss ich noch keine Rast einlegen. Schaut aber sehr nett aus, auch wenn das Angebot an diesem Tag Corona-bedingt ein bisschen eingeschränkt ist. Die nächste bewirtschaftete Hütte gibt es erst wieder am Ende meiner Tour.Aber ich habe Verpflegung und Wasser dabei.





Kurz hinter der Alm kommt eine Gabelung. Rechts geht es weiter in die Wolfsschlucht. Diesen Weg bin ich ja schon mal gegangen. Der ist anfangs noch unspektakulär, aber zum Ende der Schlucht wird er dann immer beeindruckender. Wenn der beschwerliche Aufstieg am Ende nicht wäre, wäre ich den nochmal gegangen. Also biege ich links ab und folge den Wegweisern zum Halserspitz. Noch in Sichtweite der Siebenhütten erreiche ich eine Wiese auf der das Wollgras wächst und sehe diesen Schmetterling, der sich sehr fotogen auf einer Blüte niederlässt und auch ruhig bleibt bis ich ihn fotografiert habe.




Hinter dieser Wiese geht es ein kurzes Stück etwas steiler in Serpentinen aufwärts. Aber schon bald erreiche ich ein kleines Tal, das von einem Wildbach durchflossen wird. Echt idyllisch. Der Weg führt eine ganze Weile mit wenig Steigung an diesem Bach entlang. Ich frage mich mal wieder wie ich die restlichen Höhenmeter bewältigen soll, wenn das hier noch so flach geht. Wartet da mal wieder ein richtig steiles Stück auf mich? Irgendwann biegt der Weg nach rechts und es geht etwas steiler durch den Wald. Aber immer noch nicht dramatisch.





Etwa eine Stunde nachdem ich von Siebenhütten los bin, erreiche ich zwischen dem Wenig- und Zwieselberg wieder ein längeres flaches Wegstück und laufe nun weiter durch den dichten Wald zum Weißenbachkopf. Immerhin hat man hier von Zeit zu Zeit dann mal die ersten Panoramablicke über die bayrische Bergwelt. Das ist der Grund warum ich diese Touren gehe. Diese Weite und Ausblicke faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Also tief einatmen und die würzige Luft einsaugen.





Und dann sehe ich zum ersten Mal den Gipfel des Halserspitz vor mir. Und stelle fest, dass ich da wohl doch noch ein paar Höhenmeter überwinden muss. Ein Blick auf meine Karte sagt mir etwa 500. Da es heute aber nicht allzu heiß ist und der Weg bis hierher auf weiten Strecken im Schatten verlief ist das kein Problem. Ein bisschen Herausforderung darf ja schon sein. Das letzte Stück auf den Gipfel sieht von hier aus etwas schwieriger aus. Aber das werde ich ja später noch sehen.





Noch ein kleines Stück weiter öffnet sich dann der Blick in die Lange Au und hinüber zum Bayrischen Schinder. Das ist auch noch einer der Gipfel, die ich gerne mal besteigen möchte. Der Wald wird langsam lichter und so sehe ich auch wieder einige schöne Blumen. Ich bin etwas erstaunt zu sehen, dass die ersten Alpenrosen schon blühen. Es ist Mitte Juni und normalerweise blühen die im Juli. Schön sind sie aber trotzdem.





Der Weg geht ein bisschen auf und ab, und so habe ich mehrere kleinere Gegenanstiege zu bewältigen. Aber auf dem weichen Waldboden lässt sich gut gehen. So langsam kommt dann der Gipfel näher und präsentiert sich immer eindrucksvoller. Und es wird immer klarer, dass der letzte Aufstieg nicht ganz einfach wird. Schaut von hier so aus, als ob er auf allen Seiten nur schmale Grate bietet. Das wird dann noch eine Herausforderung werden.






Und schon kurze Zeit später erreiche ich dann den Steig, der zum Gipfel führt. Der schaut nun wirklich etwas herausfordernd aus. Hier kommt auch der Pfad an, den ich bei meiner ersten Tour nicht gefunden habe. Allerdings stelle ich auch fest, dass die Markierungen an den Felsen hier nicht mehr rot-weiß wie üblich sind, sondern blau-weiß. Das war wohl auch mit ein Grund warum ich beim letzten Mal den Weg verloren habe. Ich nahm einfach an, dass man damit die Grenze zwischen Österreich und Deutschland markiert hat.





Der schwierige Teil des Steigs ist mit Hilfe der Hände und etwas Kraxelei schnell überwunden und dahinter schlängelt sich der Pfad in Serpentinen am Gipfel entlang. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist aber dennoch nötig. Auch wenn der Pfad nur noch gemächlich ansteigt, so geht es rechts doch ziemlich steil nach unten. Also halb so schlimm. Ich hatte befürchtet, dass ich den letzten Aufstieg komplett mit anstrengender Kraxelei überwinden muss. So erreiche ich schneller als erwartet den Gipfelgrat und habe nun im Süden einen tollen Blick auf die Guffertspitze.




Und dann ist es geschafft. Ich stehe auf dem Gipfel und genieße das Panorama. Leider ist die Sicht heute nicht richtig klar, aber auch so finde ich sie schon sehr beeindruckend. Während de Aufstiegs habe ich schon sehr wenige Menschen getroffen, aber auf dem Gipfel ist außer mir nur noch ein anderer Wanderer. Das ist eher ungewöhnlich. Normalerweise trifft man sich hier. So kann ich die Aussicht in aller Ruhe genießen und eine längere Rast einlegen. Hat auch was.




Wie immer heißt es auch heute irgendwann sich an den Abstieg zu machen. Für diesen wähle ich den einfacheren Weg über die Bayrische Wildalm. Für diesen Pfad ist es zwar auch ratsam trittsicher und schwindelfrei zu sein, aber ihr müsst hier nicht kraxeln. Und ihr habt hier immer die mächtige Guffertspitze im Blick. Traumhaft schön. Im oberen Bereich lauft ihr noch entlang eines Abgrunds. Der ist aber bald überwunden.





Ziemlich bald erreiche ich die Bayrische Wildlam, die genau an der Grenze zu Österreich liegt. Ich habe gelesen, dass DAV-Mitglieder die als Selbstversorger mieten können. Allerdings müsst ihr hier eure gesamte Verpflegung ziemlich weit über den Berg tragen. Die nächstgelegene bewirtschaftete Hütte ist die Gufferthütte, die aber auch etwa 45 Minuten zu Fuß entfernt ist. Auf dieser Alm sind keine Kühe, nur zwei einsame Pferde grasen hier. Auch hier unten sind weit und breit keine Menschen zu sehen.





Beim Wandern über die Alm fehlen mal wieder die Markierungen. Da ich aber bei meinem letzten Besuch schon hier war, weiß ich ich in welche Richtung ich gehen muss. Also laufe ich querfeldein und steige auch über einen Zaun, der die Hütte umgibt. Und finde dann direkt an der Hütte wieder die Markierungen. Der Weg führt nun wieder ein Stück bergan und obwohl dieser Anstieg nicht schwierig ist, merke ich, dass meine Kräfte langsam nachlassen. Einen größeren Anstieg würde ich jetzt nicht mehr schaffen. Aber ich weiß ja, dass der restliche Weg einfach zu gehen ist.





Ich genieße einen letzten Blick auf die Guffertspitze und bewundere die vielen Blumen am Wegesrand. Etwas verwundert bin ich, dass hier der Seidelbast noch blüht. Das sieht man sonst eher im März, da er eine der ersten Stauden ist, die im Frühjahr blühen. Und dann überall diese einzigartigen Enzianblüten. Ihr habt sicher schon festgestellt, dass das eine meiner Lieblingsblumen ist. Dieses tiefe Blau finde ich immer wieder faszinierend. Jetzt wäre es nicht schlecht, wenn ich an einer Hütte vorbei käme. Würde mich gerne mal ein bisschen hinsetzen und was trinken.





Kurze Zeit später komme ich wieder an dem Wegweiser vorbei, der zum Gipfel weist. Diesem Schild bin ich beim letzten Mal gefolgt um dann mitten im dichten Gestrüpp den Weg zu verlieren. Auf dieser Seite des Gipfels wachsen viele Buchen, die aber großteils keine Blätter mehr haben. Schaut seltsam aus. Bei genauerem Betrachten fällt mir auf, dass da wohl irgendwelche Viecher die Blätter gefressen oder ausgesaugt haben. Die wenigen Blätter an den Bäumen sind voller brauner Flecken. Ich hoffe mal, dass die Bäume sich wieder erholen.





Der Weg führt nun ein längeres Stück über eine Art Plateau und fällt nur sehr langsam ab. Dadurch habe ich noch lange Zeit immer wieder den Gipfel des Halserspitz im Blick. Ist echt wunderschön hier oben. Auch der Blick nach Osten bietet noch ein paar tolle Panoramen. Dann kommt doch ein etwas steilerer Abstieg, der mich in eine Mulde führt. Hier wuchert der Gelbe Enzian. Allerdings blüht der noch nicht. Irgendwie schaffe ich es nicht, den mal blühen zu sehen. Entweder bin ich zu früh dran, oder aber zu spät.





Ich genieße die tolle Bergluft und die Ruhe. Nur selten treffe ich auf andere Wanderer. An einem gurgelnden Wildbach fülle ich meine Wasserflasche wieder auf. Das kühle Wasser schmeckt echt köstlich. Ich habe irgendwo gelesen, dass man Wasser immer nur an Stellen entnehmen soll, an denen das Wasser im Fluss ist. In den stehenden Tümpeln könnten nämlich Bakterien sein. Da ich aber großen Durst habe, interessiert mich das gerade nicht wirklich.





Auf der Wiese leuchten diese Pilze wie pures Gold in der Sonne. In meiner Kindheit hätte ich wahrscheinlich gewusst, was das für welche sind. Damals haben wir jedes Jahr kiloweise Pilze gesammelt. Aber von denen lasse ich dann doch lieber die Finger. Nachdem ich die Mulde durchquert habe, genieße ich nochmal einen letzten Blick auf den Gipfel, bevor ich wieder in den Wald eintauche. Dort beginnt dann der Steig, der mich ins Tal bringen wird. Dieser Pfad durch den Bärensteiggraben ist an manchen Stellen recht steil, aber das sind nur kurze Stücke zwischen den langgezogenen Serpentinen.




Und so erreiche ich beim Steineren Kreuz, das recht klein ist den Talboden. Dieses Kreuz ist ein guter Wegweiser, beim Anstieg. Aber ansonsten nicht besonders eindrucksvoll. Gegenüber ist eine Bank und ein Tisch. Nachdem mir der Wegweiser sagt, dass ich zur Schwaigeralm noch 1,5 Stunden gehen muss, setzte ich mich erst mal kurz hin. Und springe gleich wieder auf, weil mein Bein zur Autobahn für Zecken wurde. Die muss ich gleich wieder los werden. Schnell möglichst großen Abstand zu diesem Nest schaffen.





Der Weg führt über eine Schotterpiste und der Rest der Tour wird zu einem Spaziergang. Die meiste Zeit laufe ich in schattigem Wald und nur ab und zu gibt es noch eine Lichtung, die mir einen Blick auf die Berge rechts und links des Tals gewährt. Irgendwie komme ich aber sehr viel schneller voran, wie auf dem Wegweiser angegeben und schon nach wenigen Minuten stehe ich vor dem Schwarzen Kreuz. Von hier ist es nicht mehr weit zur Schwaigeralm, wo ich bestimmt eine kühle Erfrischung bekomme.




Und so ist es auch. Also schön brav Maske aufsetzen, Hände desinfizieren und schon bekomme ich einen Platz zugewiesen. Die Bedienung ist sehr nett und scherzt mit den Gästen. Kurz darauf steht dann auch mein alkoholfreies Weißbier vor mir. Das zischt und erfrischt. So kann man es aushalten. Da gönne ich mir doch gleich noch ein zweites. Irgendwann heißt es aber doch zurück zum Auto. Auf dem Weg zum Parkplatz komme ich noch an einem kleinen, tosenden Wasserfall dabei. Ich habe festgestellt, dass man auch in Zeiten von Corona gut wandern gehen kann, wenn man ein paar Regeln einhält und freue mich schon auf die nächste Tour.
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