Vom Schliersee zur Brecherspitze

Bei dieser Tour erwartet euch ein absolutes Traumpanorama. Vom Gipfel blickt ihr auf drei Seen: Schliersee, Spitzingsee und Tegernsee. Der Aufstieg zur Ankelalm ist relativ einfach. Die einzige Schwierigkeit ist ein sehr schmaler Grat, den ihr beim Abstieg über die Nordflanke zur Freudenreichalm bewältigen müsst. Dafür ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nötig. Ein kurzes Stück ist drahtseilgesichert. Wenn ihr euch das nicht zutraut, könnt ihr auf dem Aufstiegsweg wieder absteigen. Eine echte Genusstour in den Schlierseer Bergen.

 

Gesamtlänge: 12,6 Kilometer

Gehdauer: 6 Stunden

Höhenmeter im Aufstieg: 850

Höhenmeter im Abstieg: 860 m

Für heute habe ich mir eine Tour ausgesucht, bei der ich bequem mit der Bahn von München aus anreisen kann. Es ist wieder mal ein traumhafter Tag mit strahlend blauem Himmel und schon die Anfahrt mit dem Zug ist gemütlich. Offensichtlich fahren nicht ganz so viele Menschen an den Schliersee und so ist der Zug nicht so überfüllt, wie auf der Strecke nach Tegernsee oder Lenggries.

 

In Neuhaus wäre ja auch das Freilichtmuseum von Markus Wasmeier. Das muss aber warten. Bergtour und Museum lässt sich zeitlich nicht verbinden. Also pack ich erst mal ne Ladung Sonnencreme auf Kopf und Arme und schon kann es los gehen. Die Tour beginnt mit einem Spaziergang durch Neuhaus. Nette alte Bauernhäuser verstecken sich hier in riesigen Gärten. Das ist sehr idyllisch.

 

Nach ein paar Minuten erreiche ich den Dorfrand. Hier folgt der Weg der Strecke der Neuhauser Bockerlbahn. Im Januar 1919 riss ein Föhnsturm eine Schneise von 5 Kilometer Länge und 3 Kilometer Breite in den Wald südlich des Spitzingsees. Weitere Stürme im März und Juli fegten die Bäume, die noch standen weg. So lagen ca. 300.000 Bäume in unwegsamen Gelände, die schnellstmöglich abtransportiert werden mussten, um die Ausbreitung von Ungeziefer (Borkenkäfer) zu verhindern. Bereits Mitte Februar 1919 lag dann ein Plan zum Bau einer 12 Kilometer langen Bahnstrecke vor. Über diese Bockerlbahn wurde das Holz nach Fischhausen-Neuhaus transportiert. 3 Jahre später war das Holz beseitigt und die Bahn wurde wieder abgebaut. Heute könnt ihr auf der ehemaligen Bahntrasse wandern. An mehreren Stellen gibt es Hinweisschilder, die euch die Geschichte der Bahn erklären.

 

Dem Weg der Bockerlbahn folge ich aber nur eine kurze Strecke, denn kurz darauf kommt die Abzweigung zur Ankelalm. Über eine Forststraße geht es nun gemächlich aufwärts. Der Weg führt durch dichten Wald ist aber so breit, dass die Sonne ihn bescheint. Dennoch bleibt es so angenehm kühl. Zwischendurch komme ich immer wieder an Lichtungen, die Ausblicke auf die umliegenden Berge zulassen. Bis jetzt ist die Tour wirklich ein echter Genuss.

 

Nach etwa 1,5 Stunden öffnet sich der Wald zu einer Alm. Die Wiesen sind saftig grün und nur vereinzelt sind noch Bäume zu sehen. Zu meiner rechten erhebt sich nun eine Felswand. Ab hier wird der Weg sehr sonnig. Zu meinem Glück ist es heute aber nicht allzu heiß. Vereinzelt zeigen sich ein paar Schönwetterwolken am Himmel. Na, so wie der Himmel in Bayern eben sein muss: blau-weiß. Noch ein kurzer Anstieg und ich erreiche die Ankelam.

 

Die Hütte schaut sehr neu aus. Im Netzt habe ich einen Hinweis gefunden, dass die wohl 2018 neu gebaut wurde. Die Hütte ist sehr nett geworden. Es gibt nur wenige Sitzplätze an der Hütte, aber ich finde dann doch einen Tisch im Schatten. So wie es ausschaut gibt es hier nur kleine Jausen. Ich will aber eh nur was trinken und habe noch keinen Hunger. Ich sitze auf der dem Tal abgewandten Seite und schaue auf den Gipfel und die Senke, die er überragt.

 

An der Hütte laufen glückliche Hühner frei herum. Manche haben einen witzigen Kopfschmuck. Zu welchem Friseur die wohl gehen? Waschen, legen, föhnen. Wenn ich das richtig recherchiert habe, heißt die Rasse Druffler Haubenhuhn und ist wohl sehr legefreudig. Die Hühner wissen, dass hier von den Tischen immer wieder mal Brotkrumen fallen und sind sehr zutraulich. Sorry, aber von mir gibt’s grad nix.

 

Nach einer kurzen Pause geht es weiter. Ein kurzer Anstieg und ich habe die gesamte Senke vor mir und bin erstaunt. Sowas hätte ich hier nicht erwartet. Wunderschön. Zu meiner Linken sehe ich den Gipfel der Brecherspitze. Zu beiden Seiten umschließen langgezogene Bergrücken das Tal. Ich denke hier ist das Wort idyllisch angebracht.

 

Wenige Minuten nach der Hütte biegt der Pfad nach links ab und führt nun etwas steiler den Berg hinauf. Hier sehe ich dann viele Blumen. Und plötzlich stehen diese beiden Kühe neben mir und schauen mich an. Seit ich mich bei meiner letzten Tour eine Kuh fast angegriffen hätte, habe ich noch mehr Respekt vor diesen Tieren. Aber diese beiden bleiben friedlich. Als ich mich dann noch einmal umdrehe, habe ich den ersten Blick auf den Schliersee. Blau schimmert das Wasser im Tal.

 

Ich folge weiter dem Pfad bergaufwärts. Es geht jetzt zwar etwas steiler aufwärts, aber immer noch nicht wirklich anstrengend. Den Gipfel habe ich jetzt ständig im Blick. Aber auch das Tal der Ankelalm und immer wieder den Schliersee. Nach etwa 30 Minuten erreiche ich einen Grat und der gibt den Blick Richtung Osten und Süden frei. In der Ferne kann ich nun den markanten Gipfel des Wendelsteins sehen. Ich muss gestehen, dass ich die Bahn genommen habe um dort hinauf zu kommen.

 

Diese Aussicht muss ich erst einmal etwas genießen. Ist das nicht traumhaft? Das bayrische Oberland liegt zu meinen Füßen. Tief unten im Tal kann ich die Straße zum Spitzingsee sehen. Diese Aussicht könnte ich ja noch eine Weile genießen, aber vom Gipfel wird es bestimmt noch besser. Also folge ich dem Pfad, der mich nun in einen Wald aus Latschenkiefern führt.

 

Auch hier zwischen den Latschen finde ich noch wunderschöne Blüten. Der Blick auf den Schliersee wird mit jedem Meter noch schöner. Ziemlich am Ende des Nordgrats des Gipfels sehe ich dann diese kleine Kapelle. Noch ist sie ziemlich weit weg, aber wenn ich das auf der Karte richtig sehe, werde ich sie nachher noch aus der Nähe sehen.

 

061-gipfelpanorama mit schliersee

Wendelstein

062-gipfelpanorama richtung norden

Sptizingsattel

Ein kurzes Stück unterhalb des Gipfel ist etwas felsig, aber kein Problem. Und dann ist es geschafft. Wie ich bereits geahnt habe ist die Aussicht hier oben wirklich atemberaubend. Im Nordosten liegt der Schliersee, im Süden der Spitzingsee und im Westen kann ich ein Stück des Tegernsees sehen. Hier auf dem Gipfel ist ganz schön was los. Macht sich doch bemerkbar, dass diese Tour so einfach mit der Bahn zu erreichen ist.

 

Ich suche mir erst mal einen Sitzplatz, genieße diese Aussicht und lasse meine Gedanken schweifen. Das ist einfach traumhaft hier oben. Dieser Platz gehört nun definitiv zu meinen Highlights in den Alpen.

Nach einer längeren Pause mache ich mich dann aber wieder auf den Weg. Der Abstieg ist streckenmäßig etwas länger als der Aufstieg, also werde ich noch ein paar Stunden unterwegs sein.

 

Die ersten Meter sind noch problemlos zu gehen. Wie auf der Westseite, über die ich hoch gegangen bin, geht es durch Latschenwald. Die oberste Spitze des Berges ist wie ein Kegel. Aber schon bald erreiche ich den Nordgrat und stelle fest, dass dieser Weg für manche eine Herausforderung darstellen könnte. Ihr müsst hier ein gutes Stück über einen sehr schmalen Grat gehen. Der Pfad ist gut präpariert, aber ich kann mir vorstellen, dass Menschen mit Höhenangst hier ein Problem kriegen. Zu beiden Seiten geht es steil ins Tal.

 

Ein kurzes Stück ist mit einem Drahtseil gesichert. Für mich sind solche Stellen ja das Salz einer Tour. Was ich immer wider faszinierend finde, ist, dass die Menschen am Berg so rücksichtsvoll sind. Als ich an der ausgesetzten Stelle ankomme, bleiben die Wanderer, die mir entgegen kommen stehen und warten bis ich durch bin. Wäre schön, wenn das im Tal auch funktionieren würde mit der Rücksicht.

 

Auf dem eben Weg komme ich schnell voran. Fast zu schnell, denn ich will ja das Panorama möglichst lange genießen. An der Stelle mit der Votivtafel ist ein junger Mann verunglückt. Er wurde an dieser Stelle vom Blitz getroffen. Jeder weiß ja, dass das Wetter hier in den Bergen schnell umschlagen kann. Das ist einer der Gründe, warum ich mich nur bei sicherem Wetter auf Tour begebe. Und ich versuche immer schon früh morgens aufzusteigen. Die Gefahr eines Gewitters steigt am späten Nachmittag rasant an.

 

Kurz nach dem Marterl folgt noch ein kurzer Gegenanstieg. Danach habe ich noch ein letztes Mal diesen tollen Blick hinüber zum Wendelstein. Und einen ersten Blick auf die Freudenreichkapelle. Dass die noch steht! Sie sitzt direkt auf dem Grat und ist hier Wind und Wetter ausgesetzt. An dieser Stelle muss der Wind eigentlich ziemlich heftig sein. Aber scheinbar scheint das Kirchlein solchen Widrigkeiten gut zu widerstehen.

 

Als ich dann endlich vor der Kapelle stehe, stelle ich fest, dass sie fest vertäut ist. Lag ich also richtig mit meiner Annahme, dass es die sonst weg blasen würde. An der Kapelle gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder geht ihr weiter über den Grat zurück zur Ankelalm oder ihr steigt über eine Wiese hinunter zur Freudenreichalm. Ich entscheide mich für letzteres. Das erste Stück ist sehr steil, aber auf dem weichen Wiesenboden lässt sich das gut abfedern.

 

Nach kurzer Zeit bin ich dann aber wieder auf etwas ebenerem Boden unterwegs. Durch saftige Almwiesen führt der Weg an mehreren Hütten vorbei. Langsam krieg ich jetzt auch Hunger und freue mich auf die Freudenreichhütte. Wäre ja interessant zu wissen wo der Name her kommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in grauer Vorzeit eine große Freude war, hier oben das Vieh zu hüten.

 

Dann bin ich endlich an der Hütte. Die ist recht einfach, aber schaut aber sehr einladend aus. Unter dem Vordach ist ein Brunnen, auf dem eine Marienstatue thront. In den Hang hineingebaut ist ein Keller, der von außen wie ein weiteres Haus ausschaut. Eine nette junge Frau fragt mich nach meinen Wünschen. Erst mal was kaltes zum Trinken. Zum Essen gibt es eine Bretteljause mit Speck, Käse, Wurst und Gurke. Und richtig leckerem Brot, das selbst gebacken schmeckt. Köstlich.

 

Am Nebentisch sitzen Einheimische und führen angeregte Diskussionen. Man hat von der Hütte zwar keinen spektakulären Panoramablick, aber die Lage ist dafür umso idyllischer. Die Toilette grenzt an den Stall an und gespült wird diese mit Wasser aus Eimern. Ein Wunder, dass die dennoch so sauber ist.

Auch diesen schönen Ort muss ich irgendwann wieder verlassen. Ich habe ja noch ein gutes Stück zu laufen, bevor ich wieder in Neuhaus bin. Ab hier führt der Weg wieder über eine Schotterstraße. Die Wanderung wird nun wieder zum Spaziergang.

 

Zunächst geht es noch über eine Almwiese, aber bald erreiche ich den Wald. Der ist hier zwar noch recht jung. Offensichtlich wurde hier erst vor ein paar Jahren aufgeforstet. Immerhin mit Laubbäumen und nicht mit den sonst üblichen Fichten. Das wird mal ein schöner Wald. Am Wegesrand sehe ich dann wieder seltene Blumen, aber auch schon die ersten reifen Beeren, die so richtig schön rot leuchten.

 

An einer Wegkreuzung sehe ich diese gelben Blumen. Fast als wollten sie mir den Wg weisen. Und kurze Zeit später sehe ich diese Tollkirschen. Irgendwie finde ich die Blüten ja sehr schön. Aber natürlich lasse ich meine Finger von dieser hochgiftigen Pflanze. Das Gift der Beeren verursacht zunächst ein pelziges Gefühl im Mund und später zu Halluzinationen, Herzrasen und Atemlähmung. Also Finger weg!

 

Kurz darauf dann stehe ich vor dieser alten aber sehr kunstvoll gestalteten Säule. Die schaut wirklich alt aus und könnte mal restauriert werden. Ein gewöhnliches Marterl ist das nicht. Leider kann ich aber keinen Hinweis finden was genau die Bedeutung dieses Steins ist.

 

Noch ein paar Minuten später komme ich an dieser Kapelle vorbei. Ist ja immer wieder interessant, was man so an religiösen Monumenten in den Wälder der Alpen findet. Offensichtlich war es früher zuweilen gefährlich in den Wäldern. Allerdings sind das auch schöne Fotomotive.

 

So erreiche ich dann auch schon bald wieder Neuhaus. Noch einmal bewundere ich diese alten Bauernhäuser, die sich im Wald verstecken. Aber so sehr ich die Natur auch liebe, hier zu wohnen wäre mir dann wahrscheinlich doch zu einsam. Vielleicht würde ich meine Touren dann auch nicht mehr so schätzen, wenn ich jeden Morgen von singenden Vögeln geweckt werde.

Ich hoffe ihr habt jetzt auch Lust bekommen auf die Brecherspitze zu gehen. Ich kann es euch nur empfehlen. Lasst mich wissen, wie es euch gefallen hat.

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