Osterwanderung im Tegernseer Land

Der April war ja schon recht warm und so habe ich beschlossen das schöne Wetter am Ostersonntag für eine erste Wanderung zu nutzen. Mir war ja klar, dass nach den heftigen Schneefällen des Winters in höheren Lagen noch sehr viel Schnee liegt, also habe ich mir eine Tour ausgesucht, bei der ich nicht so hoch hinauf steigen muss, um einen tollen Panoramablick zu genießen. Es sollte sich dann aber herausstellen, dass ich doch zu hoch hinaus wollte.
Dauer der Tour: ca. 5 Stunden
Länge: ca. 15 km
Höhenmeter: 690 m
Traumhaftes Wetter, kein Wölkchen am Himmel, da gibt es kein Halten mehr. Der Berg ruft. Also stehe ich am Ostersonntag früh morgens auf und fahre mit dem Zug zunächst nach Tegernsee. Von dort bringt mich der Bus nach Scharling, einem Ortsteil von Kreuth im Süden des Sees.
Die Bushaltestelle liegt am Ortsrand und so früh am Morgen ist hier niemand auf der Straße zu sehen. Da ich plane nach meiner Tour hier wieder in den Bus einzusteigen, mache ich schnell noch ein Bild des Fahrplans. Schließlich will ich ja nicht am Ende der Tour ewig auf den Bus warten.
Über eine Straße geht es vorbei an einigen Häusern. An einem Hof sehe ich diese süßen Kälbchen in einem kleinen Gehege. Die sind echt putzig. Die höheren Gipfel der Umgebung sind, wie erwartet, noch schneebedeckt. Aber auf meinem Weg schaut es im Moment noch nicht nach Schnee aus. Mein Ziel ist der Hirschberg, ein beliebter Gipfel mit 1668 Metern Höhe. Vom Gipfel soll man einen tollen Blick über den Tegernsee und in die Alpen haben.

Blick in die Berge von Scharling
Schon nach wenigen Minuten erreiche ich den Wald. Am Wegesrand steht eine kleine Hütte, an der ein Schild hängt. Auf diesem Schild wird darauf hingewiesen, dass das Hirschberghaus, in dem ich eigentlich einkehren wollte, noch Betriebsferien hat. Schade. Verhungern muss ich trotzdem nicht, habe ja ein paar Snacks eingepackt. Also mache ich mich an den weiteren Aufstieg.
Überall im Wald blühen die ersten Frühlingsblumen. Ein schöner Anblick. Hier im Mischwald ist es zwar etwas kühler als in der direkten Sonne, aber da die Laubbäume noch keine Blätter haben, kommt die Sonne gut durch und wärmt auch hier die Luft auf. Der Weg ist gut zu gehen. Aus der geteerten Straße ist inzwischen ein gut präparierter Forstweg geworden. Dieser windet sich gemächlich und nicht zu steil nach oben.
Nach etwa einer Stunde kommen dann doch die ersten Schneefelder. Ich vermute, dass ich hier auf knapp 1.000 m Höhe bin. Noch habe ich Hoffnung, dass die Sonne den Schnee am Gipfel schon weg geschmolzen hat. Mal sehen was da noch auf mich zu kommt.
Der Wald wird wieder etwas lichter und so habe ich immer wieder einen Blick auf den nahe gelegenen Wallberg. Dessen Gipfel ist natürlich noch tief verschneit. Immer wieder bleibe ich kurz stehen und bewundere die schönen Frühlingsblumen am Wegesrand. Das ist immer wieder schön anzusehen, wenn die Natur erwacht nach den langen grauen Wintertagen.
So erreiche ich dann ein Hochtal am Botzeck. Da wo die Sonne nicht hin kommt, liegt noch ordentlich Schnee. Aber die Wiesen auf der Sonnenseite sind schneefrei. Da das Hirschberghaus ja auch im Winter bewirtschaftet ist, wurde die Straße wohl immer wieder geräumt. So stehe ich dann an einer Versorgungshütte plötzlich vor diesem Schneeberg. Das sind die Überreste der heftigen Schneefälle im Januar. Angang Januar hatten wir ja selbst in München bis zu 30 cm Schnee. Diese Schneewalze hatte sich ja hier im Stau der Berge noch viel mehr abgeladen.
Der Weg führt oberhalb des Tals an der Holzpoint-Alm vorbei. Die Wiese leuchtet im ersten Frühlingsgrün, aber nun kann ich sehen, dass auch die Gipfel, die ich heute erklimmen will noch tief verschneit sind. Mal sehen, wie tief. Wenn der Schnee nicht zu sulzig ist, kann ich ja drüber laufen. Aber mir kommen die ersten Zweifel, ob ich heut überhaupt auf einem Gipfel stehen werde.
Auch wenn es gerade so aussieht, als ob ich auf den Gipfel verzichten muss, gehe ich trotzdem weiter. Auf meiner Wanderkarte sehe ich, dass es Alternativen gibt, und ich statt auf den Gipfel auch nach Bad Wiessee wandern kann. Ich bin ja in die Berge gefahren, um die gute Luft zu genießen und einen Tag in der Natur zu verbringen. Und das tu ich jetzt erst mal.
Noch immer strahlt der Himmel in tiefstem Blau und weit und breit ist kein Wölkchen am Himmel zu sehen. Selbst hier im Wald sind die Temperaturen noch sehr angenehm und die Tour macht richtig Spaß. Das fühlt ich an wie Urlaub. So gehe ich gemütlichen Schrittes weiter Richtung Hirschberg und erreiche bald eine Hüte, von der aus das Hirschberghaus über einen Materiallift beliefert wird.
Die Hütte liegt auf einer Lichtung im Wald. Auch hier ist der Teil, der in der Sonne liegt, schneefrei. An einem Baum hängt noch mal das Schild, dass das Hirschberghaus im Moment geschlossen hat. Ich überlege kurz, ob ich trotzdem auf den Gipfel gehen soll, aber da der Weg zur Hütte von einer ca. 1,5 m hohen Schneewand versperrt ist, verschiebe ich das wohl auf ein andermal. Es sind zwar einige Wanderer unterwegs, die den Aufstieg wagen, aber für echten Schnee habe ich nicht die richtige Ausrüstung. Also suche ich mir ein gemütliches Plätzchen in der Sonne und überlege, was ich nun machen will.
Auf meiner Karte schaue ich mir dann den Weg nach Bad Wiessee nochmal an. Das scheint nicht zu weit zu sein. Dort kann ich ja auch einen Bus kriegen, der mich dann zum Bahnhof nach Gmund und von dort nach Hause bringt. Außerdem scheint es auf dieser Route noch zwei Hütten zu geben. Vielleicht habe ich ja Glück und eine davon hat offen. Wie ihr ja wisst, gehört ein Hüttenbesuch für mich zu einer Bergwanderung einfach dazu.
Auch auf diesem Weg türmen sich rechts und links noch die Schneemassen in beeindruckender Höhe auf. Immerhin ist der Weg aber frei. Einerseits bin ich jetzt etwas enttäuscht, dass ich heute keinen Gipfel erklimmen werde, aber andererseits hatte ich das ja auch erwartet. Kurze Zeit später komme ich zu einer Gabelung und das Schild Richtung Bad Wiessee weist in eine Schneise. Den Pfad kann ich aber nicht sehen, denn hier heißt es jetzt wirklich über den Schnee gehen. Hinter mir sind zwei Mountainbiker. Die tragen ihre Räder tatsächlich über den Schnee. Der ist wenigstens so fest, dass man problemlos drüber laufen kann ohne zu Rutschen oder gar einzusinken.
Immer wieder habe ich durch die Bäume hindurch einen Blick auf die umliegenden Gipfel. Den Schnee habe ich bald hinter mir und gehe wieder auf einer Forststraße. Die nächste Hütte, die in meiner Karte eingezeichnet ist, heißt Bauer in der Au und sollte nicht mehr allzu weit entfernt sein. Ich hätte jetzt langsam Durst und auch etwas Hunger.
An einer Stelle habe ich dann auch noch einen Blick auf den Tegernsee tief unten im Tal. Die Forststraße schlängelt sich in weiten Bögen Richtung Tal und nach einer letzten Biegung geht sie geradewegs durch eine Allee auf ein ziemlich großes Haus zu, das von einer Mauer umgeben ist. Eine Almhütte zum Einkehren schaut einladender aus. Tja das ist wohl eine der Villen, die dafür sorgen, dass man den See auch Lago di Bonzo nennt. Aber so mitten im Nichts? Wie gab es dafür ne Baugenehmigung?
Ich bin nun wieder in einem Hochtal. Der Schnee ist weg und überall blühen Schlüsselblumen, auch Primeln genannt. Hinter einer Wegbiegung sehe ich dann in der Ferne eine Hütte. Das schaut schon eher nach bewirtschafteter Alm aus. Endlich gibt’s was zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Auf die Toilette müsst ich auch mal dringend. Je näher ich aber der Hütte komme, umso mehr steigt eine böse Vorahnung in mir auf. Zu meiner großen Enttäuschung muss ich wenige Minuten später feststellen, dass es diese Hütte nicht mehr gibt. Die wurde in ein Wohnhaus umgewandelt. Also wieder nix mit Jause.
Also schnell ein paar Fotos von den schönen Schlüsselblumen und der Umgebung schießen und dann weiter. Laut meiner Karte kommt noch eine Hütte, die Söllbachklause. Vielleicht habe ich ja dort mehr Glück. Zunächst geht es noch ein Stück den Berg hinunter. Aber bald erreiche ich das Tal. Hier fließt ein kleiner Bach, der wegen der Schneeschmelze auch ordentlich Wasser führt. Ein beruhigendes Geräusch dieses Plätschern.
Unterwegs treffe ich immer wieder auf Wanderer, die eigentlich auch zum Bauer in der Au wollen. Offensichtlich hat die Hütte noch nicht so lange geschlossen. Die Umgebung wäre toll gewesen für eine anständige Jause. Kurze Zeit später wird aus dem Forstweg eine Teerstraße und es sind nun recht viele Menschen unterwegs. Hinter der Söllbachklause kommt ja auch bald ein Parkplatz und so sind hier natürlich viele Spaziergänger unterwegs. Irgendwann komme ich zu einer Abzweigung zur Auer Alm. Und auf deren Schild steht, dass sie geöffnet hat. Also laufe ich ein Stück den Berg hinauf um zu sehen, wie weit es ist. Aber nach kurzer Zeit, drehe ich wieder um. Das wird mir dann doch zu weit.
Und dann stehe ich auch schon vor der Söllbachklause. Aber zu meiner Enttäuschung ist auch diese Gaststätte verwaist. Hier war schon länger niemand mehr. Das hätte der krönende Abschluss meiner Wanderung werden können. Schade. Der Parkplatz kann jetzt nicht mehr so weit entfernt sein. Also gehe ich weiter. Ich muss dann ja auch noch die nächste Bushaltestelle suchen. Hungrig, durstig und etwas enttäuscht erreiche ich den Parkplatz. An dem gibt es dann wenigstens eine saubere Toilette, die ich sofort aufsuche.
Vom Parkplatz Söllbach laufe ich erst mal Richtung Ortskern. Irgendwo muss ja mal eine größere Straße kommen und somit dann auch eine Bushaltestelle. Die Straße erreiche ich auch nach wenigen Minuten, doch in welche Richtung liegt jetzt die nächste Bushaltestelle. Ich frage einen Mann, der mir dann sagt, dass ich der Straße Richtung Bad Wiessee folgen soll. Aber da ist so viel Verkehr.
Immerhin gibt er mir noch Tipps, wo ich einen schönen Biergarten finden kann. Ein kurzes Stück folge ich der Straße, biege aber an einem Schild, das Richtung Zentrum weist rechts ab. Bald erreiche ich dann auch das Seeufer. Durch einen schön angelegten Park gehe ich weiter Richtung Schiffsanleger. Dort soll es zwei Biergärten geben.
Der erste, den ich finde ist der Biergarten des Hotels Königslinde. Der schaut auch sehr einladend aus. Und hier habe ich Glück und finde sofort einen Platz. Das Weißbier habe ich mir jetzt aber wirklich verdient. Als ich es dann endlich vor mir steht, dauert es auch nicht lange bis es wieder leer ist. Im Biergarten ist die Hölle los und so muss ich ein Weilchen warten bis mein Wurstsalat auch auf meinem Tisch steht. Der Blick auf den See und der köstliche Wurstsalat versöhnen mich mit den kleinen Enttäuschungen des Tages.
Nach meiner Pause ist es dann auch nicht mehr weit bis zur Bushaltestelle beim Gasthof Post. Im Großen und Ganzen war es dann doch noch ein gelungener Tag in den Bergen, auch wenn ich ihn mir etwas anders vorgestellt habe.
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