Kuhflucht Wasserfälle und Hoher Fricken

Wenn Ihr einen spektakulären Wasserfall sehen möchtet, seid Ihr bei dieser Tour richtig. Die Kuhfluchtwasserfälle gehören zu den höchsten Deutschlands und gerade im Frühjahr, wenn es kurz vorher viel geregnet hat sind sie spektakulär. Bis zu den Wasserfällen ist die Tour relativ einfach zu gehen, danach führt der Weg recht steil zum Gipfel des Hohen Fricken. Unterwegs genießt Ihr atemberaubende Ausblicke auf das Kloster Ettal, das Kramer- und das Wettersteinmassiv. Ich hatte geplant über den Hohen Fricken zum Esterberg zu wandern, musste die Tour dann aber wegen schlechtem Wetter 300 m unter dem Gipfel abbrechen.
Am frühen Morgen besteige ich den Zug Richtung Garmisch-Partenkirchen. Es sind zwar vereinzelte Gewitter gemeldet, vor allem in den Bergen, aber ich hoffe drauf, dass es nicht mich trifft, sondern andere Gipfel und Täler.
Farchant ist ein kleiner Ort nur wenige Kilometer nördlich von Garmisch-Partenkirchen und der Nachbarort von Oberau, wo meine letzte Tour endete. Anders als in Oberau erwartet mich hier aber ein netter kleiner und gepflegter Ort, als ich am „Bahnhof“ aussteige. Und in der Ferne begrüßt mich das Wettersteingebirge mit der Zugspitze. Das wird ein wunderschöner Tag werden.
Zunächst muss ich die Loisach überqueren. Es ist Pfingstmontag und somit Feiertag. Mit mir sind noch ein paar Wanderer unterwegs, aber sonst liegt das Dorf friedlich und ruhig da. Beim Überqueren der Brücke frage ich mich, wie oft wohl das Haus auf der Insel bei Hochwasser geflutet wird.
Über die Mühldörflstraße und den Kuhfluchtweg erreiche ich einen Wanderparkplatz. Ich finde es ja viel angenehmer mit dem Zug anzureisen, vor allem weil die Strecke von Garmisch-Partenkirchen bis zur Autobahn speziell am frühen Abend immer verstopft ist und man hier gerne mal im Stau steht. Am Ende des Parkplatzes geht es durch ein Tor und der Weg zu den Wasserfällen führt über einen Waldlehrpfad. Da kann man gleich sein Wissen etwas auffrischen.
Es ist noch etwas frisch, verspricht aber ein wunderschöner sonniger Frühsommertag zu werden. Dieses Jahr wurden wir ja im April und Mai schon mit viel Sonne und angenehmen Temperaturen verwöhnt. Hoffentlich bleibt das den Sommer über so. Nach kurzer Zeit erreiche ich dann den Kuhfluchtbach. Ein Schild erklärt den Namen Kuhflucht als Verballhornung des römischen Wortes Confluctum (Zusammenfluss), da der Bach kurze Zeit später in die Loisach mündet.
Am Bach herrscht gerade etwas Betrieb. Ich bin nicht der Einzige, der zu den Wasserfällen möchte. Ich folge dem Bach über einen Walderlebnispfad, an dem man mit seinem eigenem Weitsprung sehen kann, ob man eher ein Hase, Reh oder Hirsch ist. An weiteren Stationen kann man auf aktive Weise seine Kenntnisse über die Natur auffrischen.
Nach wenigen Minuten dann der Hinweis, dass ich nun auf dem Weg wandere, auf dem der König Max der II. von Lindau nach Berchtesgaden gewandert ist. Ob der König seine Verpflegung selbst getragen hat?
Langsam wird der Weg etwas steiler und der Bach verläuft in einer Schlucht, die sich hier ins Tal eingeschnitten hat. Immer wieder passiert das Wasser Stromschnellen und es haben sich Gumpen gebildet. Bald stehe ich dann vor einem ersten kleinen Wasserfall. Der Weg liegt im Schatten und es ist angenehm kühl. Es ist noch recht ruhig hier, aber ich bin ja auch sehr früh dran.
An manchen Stellen führen vom Weg Pfade in Richtung Schlucht und geben so faszinierende Ausblicke auf den Bach, der sich geräuschvoll durch das Tal schlängelt. Das Rauschen des Wassers hat eine beruhigende Wirkung. Ich genieße die Natur und die gute Luft. Langsam steigt der Weg entlang des Bachlaufes durch schattigen Wald. Bis jetzt ist das ja noch recht gemütlich.
Am Wegesrand sehe ich noch blühende Maiglöckchen. Aber die Hauptattraktion bleiben die vielen kleinen Stromschnellen und der Bach, der sich rauschend seinen Weg ins Tal sucht. Wunderbar, diese herrliche Luft und Ruhe. In der Ferne höre ich einen Kuckuck schreien. Das kriegt man in der lauten Stadt ja nicht zu hören.
Und dann stehe ich am ersten der Fälle. Ganz schön beeindruckend. Dieses Schauspiel muss ich noch ein Weilchen genießen. Entweder bin ich sehr schnell gelaufen, oder einige der Wanderer, die noch am Eingang zur Schlucht gesehen habe, sind wieder umgekehrt. Hier sind nur wenige Menschen. So kann ich ein richtig gute Fotos schießen.
Eine Brücke führt über den Bach, um weiterzugehen, muss ich sie überqueren. Dahinter steigt der Weg dann ziemlich steil an und ich komme recht schnell ins Schwitzen, obwohl ich im Schatten laufe und es gar nicht so warm ist. Das Rauschen des Wasserfalls ist ganz schön laut. Er führt aber auch ganz schön viel Wasser aufgrund der vielen Gewitter, die in den letzten Tagen hier niedergegangen sind. Aber das macht ihn auch umso imposanter.
Meinen Weg säumen wie so oft schöne Blumen. Heute sind es Maiglöckchen und Salomonsiegel. Beim Betrachten dieser Blumen denke ich immer wieder an meinen Vater, der mich als Kind immer auf Wanderungen mitgenommen hat und mir den Namen jeder Pflanze so oft genannt hat, bis ich mir diesen merken konnte.
So geht es immer weiter in Serpentinen den Berg hinauf. Auch wenn ich den Wasserfall nicht immer sehe, kann ich ihn doch hören. Wie immer wird die Aussicht mit jedem Höhenmeter beeindruckender. Und da ist auch wieder der Blick auf die Zugspitze. Der Pfad führt durch lichten Wald, der aber angenehmen Schatten spendet.
So gelange ich dann zum oberen Teil der Wasserfälle, den die meisten Besucher gar nicht mehr sehen, weil man dann doch noch ein gutes Stück den Berg hinauf wandern muss. Sobald man den mittleren Wasserfall und die Brücke hinter sich gelassen hat, wird es recht schnell ruhiger. Was für ein schöner Tag.
Wenn ich dann mal wieder an Stellen komme, die mir eine Aussicht auf die Umgebung ermöglichen sehe, dass sich inzwischen über den umliegenden Gipfeln schöne weiße Wolken bilden. Und ich hoffe, dass die so harmlos bleiben. Inzwischen führt der Pfad ziemlich gerade und steil über einen Grat nach oben. Das wird noch recht anstrengend werden.
Wie immer, wenn ich auf einer meiner Touren mal einen kleinen Durchhänger habe, motiviere ich mich immer mit der Aussicht auf noch spektakulärere Bilder, wenn ich erst mal auf dem Gipfel bin. Ich muss aber zugeben, dass mir dies heute etwas schwer fällt. Heute morgen hatte ich noch leichte Krämpfe im Bauch, aber ich habe mich dennoch auf den Weg gemacht. Die Bewegung tut mir ja auch gut, aber der Aufstieg ist anstrengender als gedacht.
An der nächsten Lichtung habe ich dann den ersten Blick auf den Gipfel. Ist ja noch ganz schön weit. Mitten aus der Felswand zu meiner Rechten sprudelt die Quelle des Kuhfluchtbachs und des Wasserfalls. Faszinierend. Als hätte der Zauberlehrling seinen Stock dort hingeworfen und könnte die Fluten nun nicht mehr stoppen.
Und während über dem Loisachtal der Himmel nur von einzelnen harmlos wirkenden Wolken verschönert wird, bildet sich über meinem Kopf am Gipfel des Hohen Fricken eine große, dunkle Wolke, die nicht so harmlos ausschaut. Aber noch habe ich die Hoffnung, dass ich zumindest bis zum Alpengasthof Esterberg komme, an dem ich eine längere Rast geplant habe.
Weit kann es ja nun nicht mehr sein. Ich schätze noch so 300 – 400 Höhenmeter. Also quäle ich mich dann immer weiter den Berg hinauf. Die Wolken schauen zwar nach Regen aus, aber eine richtige Gewitterwolke wäre ja noch dunkler. Von einer Felsenkanzel aus habe ich dann sogar einen Blick hinüber zum Kloster Ettal, das inzwischen auch schon unter Wolken liegt. Über den Laber und das Ettaler Mandl bin ich ja erst vor ein paar Wochen gelaufen.
Inzwischen türmen sich die Wolken auch über dem Loisachtal und bis hin zur Zugspitze immer bedrohlicher auf. Bin ja gespannt, wie lange das noch hält. Dieser Anstieg bringt mich heute schon ziemlich nah an meine Grenze. Lang und steil, das braucht Kondition. Auch wenn der Pfad eigentlich sehr gut zu gehen ist. Und während ich noch mit mir und meinem Schweinehund kämpfe beginnt es zu tröpfeln. Ob ich wirklich noch bis zur Hütte komme? Bin mir da ja nicht so sicher. Und während ich noch überlege, was ich machen soll, kommt mir ein Mann entgegen, der mir sagt, dass es weiter oben sogar hagelt und er die Tour nun abbricht. Das war dann die Ausrede, die ich noch gesucht habe, und beschließe auch umzukehren. Das ist mit etwas zu riskant. Von den 1200 Höhenmetern, die ich hätte aufsteigen müssen, habe ich immerhin 900 geschafft. Ist ja auch nicht so schlecht, oder?
Also bin ich den selben Weg wieder ins Tal gelaufen und war um 14 Uhr schon wieder am Bahnhof um nach Hause zu fahren.
Als ich wieder im Tal war, waren die Wolken über dem Hohen Fricken wieder verschwunden, aber der Rest des Tals war nun voller dunkler Wolken.
So hatte ich dann doch einen schönen Tag, auch wenn ich meine geplante Tour nicht ganz geschafft habe. Ich kann es ja an einem anderen Tag nochmal probieren.
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