Über den Fockenstein

,Diese Tour ist zwar etwas länger, aber vom Fockenstein aus habt ihr ein grandioses Panorama. Bis auf das letzte Stück zum Gipfel, wo ihr ein bisschen kraxeln müsst, gibt es keine wirklich schwierigen Passagen und so kann fast jeder diese Tour gehen. Euch erwartet ein traumhaftes Panorama mit Blick über den Tegernsee und in die Zentralalpen. Auch die alles dominierende Zugspitze bekommt ihr zu sehen. Allerdings müsst ihr doch einige Kilometer zurück legen. Das lässt sich vermeiden, wenn ihr vom Gipfel über den Aufstiegsweg wieder ins Tal geht. Wenn ihr die Tour nach meiner Beschreibung macht, ist es sinnvoll mit der Bahn zu reisen.
- Gesamtlänge: 19,7 km (ca. 4 km weniger, da ich einen Umweg wegen Wegsperrung gehen musst.)
- Höhenmeter im Aufstieg: 890 m
- Höhenmeter im Abstieg: 940 m
- Dauer: ca. 8 Stunden
Der Mai war nass und kühl und so bot sich keine Gelegenheit für eine ausgedehnte Wanderung. Als es dann im Juni endlich warm und sonnig wurde hat es mich nicht mehr zu Hause gehalten und ich musste mich mal wieder austoben. Mit dem Zug ging es zunächst nach Gmund am Tegernsee und vor dort mit dem Bus nach Bad Wiessee. An der Haltestelle Abwinkl beginne ich die Tour. Ihr könnt aber auch schon an der Haltestelle des Hotels Bussi Baby aussteigen und von dort zum Parkplatz Söllbach gehen.
Vom Parkplatz Söllbach geht es dann über eine Stichstraße den Berg hinauf zunächst zum Hotel Sonnenbichl. Das liegt etwas einsam direkt an den Skipisten, die jetzt in frischem Grün leuchten. Von der Terrasse des Hotels muss man eine tolle Aussicht über den See und die Berge haben. Es ist aber noch sehr früh und ich habe ja noch eine lange Tour vor mir. Also lasse ich das Hotel links liegen. Beim Hotel ist ein großer Wanderparkplatz, von dem aus der Weg dann in den Wald führt.
Über eine Forststraße geht es gemütlich durch den Wald am Zeiselbach entlang. Obwohl hier einige Wanderer unterwegs sind, ist es sehr ruhig und außer dem Plätschern des Bachs hört man nur eine Vielzahl an fröhlichen Vogelstimmen. Schnell bin ich wieder in meinem Wohlfülmodus und die Stadt liegt jetzt weit hinter mir. Mein Blick schweift aufmerksam von rechts nach links, immer auf der Suche nach einem guten Fotomotiv.
Besonders beeindruckend finde ich diese großen Farnbüsche, die hier überall aus dem Boden schießen. Der Weg steigt so gemächlich an, dass ich mich frage, wie ich so die 500 Höhenmeter bis zur Auer Alm bewältigen soll. Ich befürchte, dass mich irgendwann eine sehr steiles Stück erwarten wird. Dies ist aber nicht der Fall. Die Temperatur ist heute sehr angenehm und der Weg bietet meistens auch etwas Schatten.
Kurz hinter der Hütte oben führt der Weg wieder direkt am Bach entlang. Nach den vielen Regenfällen der letzten Zeit führt dieser ordentlich Wasser und so gibt es an den vielen Stromschnellen wunderbare Fotomotive. Bis jetzt ist das ja ein gemütlicher Spaziergang. Aber leider auch ohne großartiges Bergpanorama. Das wird ja wohl noch kommen.
Kurze Zeit später endet der Forstweg an einer großen Wendeplatte. Ich muss ein bisschen suchen, aber schnell finde ich den Pfad, der weiter zur Auer Alm führt. Und hier kommt nun das Stück, das steil den Berg hinauf führt. Aber nicht übermäßig. Da ich immer noch im Wald bin, ist es hier angenehm kühl und so hält sich die Anstrengung in Grenzen. Nach etwas mehr als einer halben Stunde erreiche ich dann wieder einen Forstweg und kurz darauf die Auer Alm.
Die Hütte hat eine traumhafte Lage auf einem Hochplateau und hier gibt es dann auch den Panoramablick, den ich bis jetzt vermisst habe. Nach 2 Stunden wandern stehe ich nun also hier oben und blicke auf die Berge um mich herum. Im Süden erhebt sich der Hirschberg, auf den ich bei meiner letzten Tour wollte, den ich dann aber wegen viel Schnee nicht erreichen konnte. Diese Aussicht muss ich genießen und suche mir einen Platz auf der Terrasse. Erst mal ein alkoholfreies Weißbier und ein Wurstsalat. Das Leben kann so schön sein.
So schön es hier auch ist, ich muss dann doch irgendwann weiter. Habe ja noch Einiges vor heute. Zunächst mal die letzten 300 Höhenmeter zum Gipfel bewältigen. Es gibt zwei Möglichkeiten den Gipfel zu erreichen. An der Kapelle am Fuß des Gipfels zweigt ein Pfad ab, der sich den Berg hoch schlängelt. Ich wähle die vermeintlich leichtere Variante und gehe zunächst zur Neuhüttenalm.
Am Wegesrand sehe ich immer wieder faszinierende Blumen. Die Schneemassen des Winters sind nun endlich geschmolzen und haben dem Grün Platz gemacht. Wunderschön. Der Weg verläuft mit leichter Steigung am Fuß des Fockensteins. Plötzlich steht eine Mountainbikerin neben mir und fragt, ob das nun der höchste Punkt ist. Ehrlich gesagt, verstehe ich die Frage nicht und lasse sie zunächst unbeantwortet. Welchen höchsten Punkt meint sie wohl? Nachdem sie nochmal fragt, bitte ich um Klärung. Sie meinte den höchsten Punkt, den sie auf dieser Tour mit ihrem Bike erreichen kann. Den hatte sie tatsächlich erreicht. Auf den Gipfel hätte sie das Rad tragen müssen.
Auf den Schnappschuss mit dem Schmetterling bin ich schon etwas stolz. Das ist mir bisher noch nicht gelungen. Da ich ständig stehen bleibe um noch ein paar neue Fotos zu schießen, benötige ich etwas länger, bis ich an der Neuhüttenalm bin. Sie liegt in einer kleinen Senke zwischen dem Fockenstein und dem Neuhütteneck.
Hier liegen noch Schneereste. Dabei bin ich hier nur auf etwa 1.400 m. Im Mai hat es hier oben aber noch geschneit. Ich finde es aber sehr beeindruckend, wie schnell das Grün hervorkommt, wenn der Schnee geschmolzen ist. Hier sind auch schon Rinder auf der Weide. An der Auer Alm habe ich keine gesehen. Auch an der Neuhüttenalm erhält man Getränke. Allerdings ist die Aussicht von der Auer Alm weit spektakulärer. Kurz hinter dieser Hütte fällt mein Blick auf eine weitere Kapelle, die etwas oberhalb am Hang steht.
Komischerweise ist der Himmel auf einmal bedeckt. Wenn ich Richtung Tegernsee blicke sehe ich noch immer blauen Himmel, aber Richtung Westen ist es komplett bewölkt. Schade. Ich hätte mich auch auf meiner weiteren Wanderung über Sonnenschein gefreut. Die Gipfel des Neuhüttenecks und des Fockensteins sind über einen Grat verbunden. Ich gehe rechts Richtung Fockenstein.
Ein schmaler Pfad windet sich in Serpentinen am Berg entlang Richtung Gipfel. Hier blühen einige Orchideen. Diese Blumen faszinieren mich fast so sehr, wie das Bergpanorama, das mich umgibt. Nachdem ich ja sonst gerne in höheren Regionen unterwegs bin, bin ich überrascht wie schön es hier ist. Unter den Wolken habe ich doch noch einen erstaunlich guten Blick in die Berge.
Dann sehe ich auch den ersten Enzian auf der Wiese. Dieses Blau finde ich immer wieder Klasse. Die Natur bietet doch immer noch die schönsten Fabspiele. Gemütlich steige ich auf dem Pfad immer weiter in Richtung Gipfel. Weit kann es jetzt ja nicht mehr sein. Bei den angenehmen Temperaturen heute, komme ich nicht mal so richtig ins Schwitzen.
Und dann kommt der letzte Aufstieg. Ein kurzes Stück geht es hier über einen felsigen Steig. Nichts dramatisches. Das könnt ihr gut bewältigen. An manchen Stellen benötigt ihr die Hilfe eurer Hände, aber das sind wirklich nur wenige Minuten. Sobald ihr obern angekommen seid, erwartet euch ein Wahnsinnspanorama. Im Osten seht ihr die markante Spitze des Wendelsteins und einen Ausschnitt des Tegernsees. Richtung Westen reicht der Blick bis zur Zugspitze. Dazwischen geht der Blick ins Karwendel. Traumhaft. Wirklich schade, dass es gerade bewölkt ist.
Hier oben am Gipfel ist sehr viel los. Ich war nicht der Einzige, der das gute Wetter heute ausgenutzt hat. Der Tegernsee ist ja sowohl mit öffentlichen wie auch privaten Verkehrsmitteln von München aus gut zu erreichen. Da ist es klar, dass sich am Wochenende viele auf den Weg machen. Ich finde aber dennoch ein Plätzchen, an dem ich mich ein Weilchen hinsetzen kann und das Panorama genießen.
Sobald ich den Gipfel aber wieder verlassen habe, wird es schnell ruhiger. Offensichtlich gehen die meisten wieder zurück nach Bad Wiessee. Das liegt warhscheinlich daran, dass sie mit dem Auto angereist sind. Ich gehe gern auf dem Abstieg einen anderen Weg wie beim Aufstieg. Das finde ich abwechslungsreicher. Und wenn man mit dem Zug anreist, ist das ja auch nachhaltiger.
Bald erreiche ich wieder eine Forststraße und folge den Schildern Richtung Geierstein. Laut meiner Karte müsste es einen Weg mit einem kurzen Gegenanstieg über diesen kleineren Gipfel direkt nach Lenggries geben. Auf dieser Strecke ist der Abstieg nicht länger als der Aufstieg. Hier im Wald liegen viele Bäume, die im letzten Winter unter der schweren Schneelast geknickt sind. Meistens sind es die Nadelbäume, die es getroffen hat. Hoffen wir mal, dass man da nicht wieder nur Fichten aufforstet. So ein Mischwald ist doch viel schöner.
Im lichten Wald blüht es überall. Das ist wirklich wunderschön anzuschauen. Auch auf dieser Seite des Fockenstein geht es eher gemütlich Richtung Tal. Ein kurzes Stück ist etwas steiler. Aber auch da geht es über eine Forststraße, die gut zu gehen ist. So wird diese Wanderung eher ein gemütlicher Spaziergang mit ein paar mehr Kilometern. Davon habe ich am Ende dann doch einige abgelaufen.
An diesem Teich oben gabelt sich der Weg. Rechts geht es zum Geierstein und links in das Tal des Hirschbachs. Ich gehe rechts Richtung Geierstein. Auf fast ebener Strecke lauf ich so etwa 2 Kilometer durch den Wald bis ich zu einer weiteren Abzweigung komme. Tja und da hängt dann ein Schild, dass der Weg zum Geierstein wegen Baumbruch gesperrt ist. Vor mir geht ein Mann, der das Schild und die Banderole ignoriert. Und vom Berg kommen zwei Leute herunter. Also kann es ja so schlimm nicht sein. Also gehe ich auch auf diesen Pfad. Irgendwann kommt mir dann aber ein Mountainbiker entgegen, der mir dringend davon abrät weiter zu gehen. Angeblich ist der Pfad auf weiten Teilen von umgestürzten Bäumen übersät. Ich überlege kurz, was ich machen soll und beschließe einen anderen Weg zu gehen.
Also laufe ich wieder zurück in Richtung des Teichs, an dem ich abgebogen bin und hoffe, dass es irgendwo noch eine Abzweigung ins Tal gibt. Auf meiner Karte sind da Pfade eingezeichnet, aber ich kann keinen davon finden. So lande ich dann doch wieder an dem Teich und nehme nun den Weg durch das Tal des Hirschbachs. Dieser Weg führt zwar talwärts, aber zunächst in Richtung Osten, also wieder Richtung Gipfel. Somit fühlt es sich an, als ob ich jetzt einen Umweg laufen würde. Immerhin geht es durch den Wald und da die Tour bis jetzt noch nicht so richtig anstrengend war, habe ich auch noch die Energie ein paar Kilometer mehr zu laufen.
Nach einer halben Stunde komme ich dann endlich ins Tal und auf eine Straße, die mich dann durch das Tal des Hirschbachs führt. Das ist dann überraschenderweise als sehr schön heraus. Wie durch eine Art Klamm führt es talauswärts am von Felsen begrenzten Bach entlang. Auch dieser Bach führt noch viel Wasser und so gibt es wieder tolle Fotomotive, wenn es über die Steine im Bachbett Richtung Isar plätschert.
Der Weg zieht sich, aber da es rechts und links immer wieder etwas zu sehen gibt, vergeht die Zeit wie im Flug. Die Forststraße fällt langsam ab und ist sehr gut zu gehen. Wieder fühle ich mich eher auf einem langen Spaziergang als auf einer anstrengenden Wanderung.
Plötzlich stehe ich vor dem Waldklassenzimmer. Das soll von Schulen für Unterricht genutzt werden. Hier in der Natur gibt es keinen Handyempfang und so werden die Kinder nicht abgelenkt beim Unterricht. Außerdem kann man ihnen hier die Natur sehr anschaulich näher bringen. Das finde ich eine gute Idee. Und, dass die Kids auch noch eine Stunde pro Strecke zu dem Klassenzimmer laufen müssen, ist auch gut.
Kurze Zeit später trete ich aus dem Wald und sehe die ersten Bauernhöfe und habe nun einen Blick auf den Geierstein rechts von mir und auf der linken Seite Seekarkreuz und Grasleitenkopf. Und plötzlich ist auch die Sonne wieder da. Jetzt kann es nicht mehr so weit bis zum Bahnhof sein.
Noch einmal ein paar hundert Meter weiter erreich ich dann das Gut Hohenburg. Ein Gestüt, das die Pferde artgerecht hält und ihnen viel Auslauf bietet. Als ich am Gehege vorbei laufe, erschrecke ich kurz. Es schaut s aus, als ob ein Zebra neben mir stehen würde. Allerdings stellt sich schnell heraus, dass es doch ein Pferd ist, dem man einen Zebramantel inklusive Kopfschutz angezogen hat.
Direkt nach dem Gestüt komme ich am Schloss Hohenburg vorbei. In dem Schloss befindet sich heute ein Mädchengymnasium, das von der katholischen Kirche betrieben wird. Schaut eigentlich ganz nett aus, auch wenn ich schon imposantere Schlösser gesehen habe. Ich habe das Gebäude schon bei meinen Wanderungen aus der Ferne gesehen und mich gefragt, was es damit wohl auf sich hat.
Und dann erreiche ich das Tal der Isar und den Ort. Etwa eine halbe Stunde später stehe ich dann auch am Bahnhof. Ich hätte jetzt ja Lust auf eine kurze Rast und eine kleine Erfrischung. Aber vorher prüfe ich erst mal, wann der nächste Zug nach München fährt. In genau 5 Minuten. Das war ja gut getimed. Nach der langen Wanderung bin ich nun doch ganz schön erschöpft und freue mich auf eine Dusche. Allerdings habe ich kurz vor dem Ziel noch Pech und der Zug bleibt eine Ewigkeit mitten im Wald kurz vor München stehen. Angeblich weil der nächste Bahnhof wegen einem Polizeieinsatz gesperrt ist. So wird es dann etwas später, bis ich wieder zu Hause bin. Auch wenn es ein paar nicht geplante Dinge gab, war es doch eine tolle Tour und ich freue mich schon auf die nächste.
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